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Die Hitliste der 10 sinnlosesten Worthülsen in Bewerbungsschreiben

Klar, es ist schon schwierig, eine Bewerbung für eine Stelle gut und schlagkräftig zu formulieren.
Schliesslich will man sich ja ins allerbeste Licht rücken und zeigen, dass man der ideale Kandidat ist und dem Job, auf den man sich bewirbt, mehr als gewachsen ist. Leider nur verfallen die meisten dabei so von sich ins Schwärmen, dass Sachlichkeit und Überprüfbarkeit hoffnungslos auf der Strecke bleiben. Viele Begriffe werden inzwischen so inflationär gebraucht, dass sie eindeutig abführende Wirkung auf die inzwischen davon äußerst genervten Leser der Bewerbungspapiere haben.

Vermeiden Sie also jegliches sinnfreie Eigenlob. Alles was man von sich selbst im Freudentaumel der Selbstbeweihräucherung in einem Bewerbungsanschreiben von sich behauptet verliert an Wert, wirkt selbstverliebt und ein wenig surreal. Schreiben Sie also nur, was Sie auch beweisen können, was authentisch ist oder was andere über Sie sagen. Nennen Sie konkrete Beispiele aus Ihrer beruflichen Praxis, die sprechen für sich und sind nachvollziehbar. Aber bitte, bitte vermeiden Sie unsere ultimative Hitliste der sinnlosesten Worthülsen in Bewerbungsschreiben:

Platz 10: Ich arbeite ergebnisorientiert!
An den Stammtischen selbst ernannter Fussball-Experten ist das sicher eine gern genommene Floskel, wenn es der Verein trotz jämmerlicher Leistung doch noch gerade so in die Endrunde geschafft hat. In einer Bewerbung löst diese Worthülse aber nur Kopfschütteln aus, denn was soll man sich darunter nun vorstellen? Sie tun grad soviel wie nötig? Sie schaun nur auf das Resultat? Sie gehen dabei über Leichen?

Keine gute Idee also, sich als „ergebnis-orientiert“ zu bezeichnen, ohne aufzuzeigen, welche Ergebnisse genau man damit meint. Reichen Ihnen 10% für ein positive Ergebnis? Und wenn ja, was war denn eigentlich die Aufgabe? Sehen Sie. Lassen Sie es also komplett weg, es hat keinen positiven Nachklang. Wenn diese Floskel in einer Stellenbeschreibung dennoch auftaucht – gerne genommen zum Beispiel bei Positionen im Verkauf – dann meint man damit meist eigentlich „umsatz-orientiert“, also nicht „quatschen“ sondern „Umsatz machen“. Nehmen Sie in so einem Fall ein Beispiel aus Ihrer Verkaufspraxis und beschreiben Sie in 2-3 Sätzen, wie Sie vorgegangen sind, um eine bestimmte Umsatzvorgabe oder ein Soll zu erfüllen.

Platz 9: Mein Mehrwert ist…
Aha, Sie bieten also Ihrem neuen Arbeitgeber einen „echten Mehrwert“. Wie schön für Sie und vor allem für Ihren neuen Jobgeber. Und bitte welchen? Jeden? Alles, egal was, mit Ihnen läuft’s einfach…? In jeder Hinsicht? Oder ist es doch etwas bestimmtes? Wie charmant und bescheiden, aber so wird es nichts mit dem neuen Traumjob, denn die Aussage ist genauso platt wie nichtssagend! Die Worthülse kommt also nicht nur negativ, sondern ist reine Platzverschwendung in Ihrer Bewerbung. Nutzen Sie den lieber für Gegenüberstellungen von konkreten Erfahrungen oder Beispielen, die auf die Anforderungen passen. Tipp: Rufen Sie vorher an, fragen Sie nach den wichtigsten Attributen, dann haben Sie nicht nur einen Wissensvorsprung gegenüber anderen Bewerbern, sondern Sie können dann auch punktgenau anhand von Beispielen aus Ihrer Praxis Bezug nehmen. Anrufen hat auch den ganz großen taktischen Vorteil, dass man schon einen Namen hat, den man in der Bewerbung als Referenz nennen kann. Das steigert die Wahrscheinlichkeit, das man Sie nicht einfach „beiseite“ legen wird.
Platz 8: Ich bin flexibel!
Sie sind flexibel! Herzlichen Glückwunsch. Aber: Was heisst das jetzt genau? Sie machen einfach alles ohne Widerspruch? Oder Sie lassen alles mit sich machen, egal wo man sie hinsetzt? Sie sind ein Flummi? Sie haben keine eigene Meinung, denn sie sind ja flexibel, auch in Ihren Ansichten? Heisst es, Sie drehen sich nach dem Wind, egal woher er bläst und ecken nirgends an, weil Sie ja so flexibel sind? Dann sind Sie also ein echter JA-zu-allem-und-mach-mit-mir-was-du-willst-Sager! Ihr neuer Arbeitgeber wird begeistert sein von Ihnen! Gut, dass Sie ihn vorwarnen. „Flexibel zu sein“ ist also eine Worthülse und damit eine Aussage ohne jegliche Strahlkraft. Lassen Sie sie also bitte weg, es sei denn, in der Anzeige wird auf Flexibilität in Bezug auf räumliche Veränderungsbereitschaft, Einsatzort, Reisetätigkeit o.ä. eingegangen. Dann sollten sie konkret dazu Position beziehen, aber niemals das Wort zusammenhangslos verwenden.
Platz 7: Ich bin teamfähig!
Sie sind team-fä-hig. Klasse. Das ist doch nun wirklich mal eine Ansage, mit der Sie sich abheben von der Masse der Egos, Einzelkinder, Machos und Allein-zu-Hause-Kevins.

Ein Pfund! Und gut, dass Sie das auch an sich erkannt haben. Nur was verbirgt sich hinter der Aussage „teamfähig“? Führen Sie ein Team, tauchen Sie ab in einem Team, nutzen Sie ein Team für Ihre Zwecke, sind Sie in einem Team immer der Gute-Laune-Bär? Sind Sie Mitläufer, Ja-Sager, Klima-Verbesserer, Klette, Schleimer, Kumpel oder Führer eines Teams? Und was ist, wenn sich die Verhältnisse mal ändern, und Sie sollen auch mal was alleine machen? Dann hat der Teamplayer aber ein Problem, so ohne Team. Ob das Ihrem neuen Arbeitgeber gefallen wird?

Sollte „teamfähig“ dennoch in einer Jobausschreibung erwähnt werden (und auch Stellenbeschreibungen sind oft nicht perfekt und „floskeln“ gerne), so hilft auch hier nachfragen: „Was ist Ihnen bei der Aussage teamfähig besondes wichtig?“ Wenn es dann heisst: „Wir haben jede Woche ein neues Projektteam, da muss man sich schnell zurecht finden“ oder: „Unsere Teams sind sehr gross, da muss man sich schnell Akzeptanz holen“ oder „Wir erwarten, das der neue Mitarbeiter auch in der Lage ist Konflikte im Team zu lösen“- dann können Sie dazu konkret Position beziehen.

Nehmen Sie dann aber immer einen Praxisfall, ein Beispiel wie Sie eine kritische Situation in einem Team durch Ihren Beitrag gelöst haben. Clevere Personaler fragen auch immer Verhalten ab und stellen keine hypothetischen Fragen. Das Gleiche gilt auch bei der Beschreibung der eigenen Person: eigenes Verhalten aufzeigen und beschreiben statt zu „floskeln“.

Platz 6: Ich agiere immer proaktiv!
Ich arbeite „proaktiv“. Fantastisch! Sie sind ein Held! Was heisst das nun? Sie denken und handeln also immer im Voraus, sind immer vorne dran, haben die besten Ideen, sind der erste der agiert und handelt. Das klingt wirklich alles super. Respekt! Ich könnte das nicht, andauernd mit 250 durchs Büro zu brausen. Machen Sie auch Pausen dabei? Sind Sie sicher, dass Sie so ein Arbeitnehmer-Gutmensch sind? Das muss doch auf Dauer anstrengend sein, immer voraus, immer vorher schon wissen, was danach kommt? Und ständig agieren und wuseln und immer tolle Sachen machen! Ich weiss nicht so recht, ob ich Ihnen das glauben kann und irgendwie, seien Sie mir nicht böse: Kann das jeder von sich behaupten. Oder?

Sie sollten also besser ein ganz bestimmtes Verhalten von Ihnen herausnehmen, also zum Beispiel „vorausschauendes Handeln“ und dieses duchaus auch einmal durch ein privates Erlebnis, bei dem diese Eigenschaft besonders hervor getreten ist, unterstreichen. Auch private Erlebnisse gehören zu Ihnen und machen Sie in einer Bewerbung sympathisch und menschlicher. Einen Jobroboter, der alles stereotyp kann und abarbeitet, will niemand einstellen, daher darf es bei einer Bewerbung ruhig auch mal „menscheln“.

Platz 5: Ich habe umfangreiche Erfahrungen!
Sie verweisen auf „umfangreiche Erfahrungen“ in Ihrem Berufsleben. Das ist wirklich eindrucksvoll, doch wäre es hilfreicher, diese auch etwas genauer zu beschreiben. „Erfahrung zu haben“ sagt rein gar nichts aus und ist eine völlig sinn-entleerte Plattitüde. Denn Erfahrung hat auch schon das Kleinkind gemacht mit Herdplatten und seltsamen Geschwistern. Meinten Sie die? Wenn Sie also schon mit Erfahrungen glänzen wollen, dann muss sehr klar herauskommen, welche Sie meinen und wie die auf die Jobanforderung passen. Sonst lassen Sie das lieber weg, sonst könnte man meinen, alles was Sie NICHT erwähnen, können Sie dann auch nicht.

Knöpfen Sie sich besser die Stellenbeschreibung vor, schauen Sie, welche Erfahrungen gefordert sind, und beziehen Sie NUR zu diesen Position. Machen Sie also aus Ihrer Bewerbung kein Suchquiz für den anderen, sondern erklären Sie in der Gegenüberstellung mit den Anforderungen, warum Sie genau deshalb die richtigen Erfahrungen haben.

Platz 4: Ich bin motiviert
Sie sind motiviert. Das trifft sich wirklich gut! Sind Sie das jetzt gerade eben, oder wie lange schon? Ständig oder nur zu besonderen Zeiten? Oder nur, wenn Sie gerade auf Jobsuche sind und mir was schönes von sich erzählen wollen? Motivation ist die Grundvoraussetzung, etwas zu tun, etwas gerne zu tun. Aber kein Mensch auf der Welt ist ständig dauer-erigiert, dauer-motiviert oder dauer-begeistert. Ausserdem wissen Sie ja noch garnicht, was auf Sie zukommen wird und ob Sie dann auch noch motivert sein werden. Ich kenne die Aufgabe zwar noch nicht genau, aber ich werde sie super-motiviert umsetzen! Das klingt jetzt schon wirklich ziemlich dämlich, oder? Also tut mir leid, auch diese Worthülse ist völlig überstrapaziert und daher „OUT“.

Besser ist es, Sie reden nicht über Ihre Motivation, sondern Sie ZEIGEN sie. Indem Sie sich vorher informieren, anrufen, versuchen Kontakt mit der Fachabteilung oder Personalabteilung aufzunehmen usw. In USA gilt man als völlig desinteressiert und sofort aussortiert, wenn man sich nicht mindestens 3-mal meldet und nachfragt. Soweit müssen Sie nicht gehen, denn irgendwann nervt’s natürlich, aber Motivation können Sie eben besser zeigen als nur darüber zu reden.

Platz 3: Ich bin dynamisch!
Sie sind also dynamisch. Doch, wer im Umkehrschluss würde das nicht von sich behaupten? Würden Sie es auch ehrlich schreiben, wenn Sie undynamisch wären?

Und wer sagt, dass dynamisch gut ist? Das Tückische an Worthülsen ist nämlich auch, das man sie auch negativ füllen kann: Dann ist dynamisch: unstet, ruhelos, ungestüm, kühn, stürmisch, riskant, hektisch uvm. Also hoffen Sie mal, dass der Leser Ihrer Bewerbung es gut mit Ihnen meint und Ihnen die positiven Attribute daraus unterstellt. Wenn er dann überhaupt nachvollziehen kann, warum Sie so einen Unsinn schreiben.

Platz 2: Ich bin belastbar
Wirklich gut zu wissen, dass man Sie belasten kann. Mit was eigentlich? Mit Arbeit, Problemen, schlechten Nachrichten, mit Dingen, die ausser Ihnen dann niemand machen wird? So ein wenig wüsste ich schon gerne, was das heisst und wie weit ich dabei als Arbeitgeber gehen darf, bis sie es mir um die Ohren hauen. Und im Vergleich zu wem oder was sind Sie eigentlich belastbar? Und wie lange? So richtig schlau bin ich dadurch jetzt leider nicht geworden.

Besser ist es, konkrete Arbeitsproben über Ihre Belastbarkeit zu beschreiben, wenn es denn wichtig ist. Das kann ihr letztes Projekt sein, bei dem Sie beschreiben, dass sie unter starkem Zeitdruck in einem völlig neuen Thema eine Präsentation zusammentragen mussten und diese anschliessend mit grossem Erfolg und ausdrücklicher Anerkennung Ihres Vorgesetzten gehalten haben. Auch wenn Sie beiläufig bei Ihren Hobbys erwähnen, dass Sie Marathonläufer sind, kann das eine celvere Lancierung von Information über Sie sein, mit der Sie aufzeigen, das Sie körperlich als auch geistig „belastbar“ sind.

Platz 1: Ich bin innovativ!
„Sie sind innovativ!“ Jawohl. Wie wunderbar! Jede Firma ist innovativ, jedes neue Produkt, jedes Team und jetzt auch noch SIE! Das ist eindeutig die Krönung, die klare und unangefochtene Nummer „1“ auf der Phrasenschwein-Skala! Das will jeder hören!
Ich kann Ihnen nur raten: Bleiben Sie so! Aber verraten Sie es besser niemandem!

Statt also zu behaupten, dass Sie „innovativ“ sind gilt auch hier: Zeigen ist besser als behaupten. Nehmen Sie immer ein konkretes Beispiel, das zum Thema passt und stellen Sie ihre „Innovationskraft“ damit nach Vorne.

Dann klappts auch mit dem Traumjob!

Geschrieben: 7. Mai 2017