Klar, es ist schon schwierig, eine Bewerbung für eine Stelle gut und schlagkräftig zu formulieren.
Schliesslich will man sich ja ins allerbeste Licht rücken und zeigen, dass man der ideale Kandidat ist und dem Job, auf den man sich bewirbt, mehr als gewachsen ist. Leider nur verfallen die meisten dabei so von sich ins Schwärmen, dass Sachlichkeit und Überprüfbarkeit hoffnungslos auf der Strecke bleiben. Viele Begriffe werden inzwischen so inflationär gebraucht, dass sie eindeutig abführende Wirkung auf die inzwischen davon äußerst genervten Leser der Bewerbungspapiere haben.
Vermeiden Sie also jegliches sinnfreie Eigenlob. Alles was man von sich selbst im Freudentaumel der Selbstbeweihräucherung in einem Bewerbungsanschreiben von sich behauptet verliert an Wert, wirkt selbstverliebt und ein wenig surreal. Schreiben Sie also nur, was Sie auch beweisen können, was authentisch ist oder was andere über Sie sagen. Nennen Sie konkrete Beispiele aus Ihrer beruflichen Praxis, die sprechen für sich und sind nachvollziehbar. Aber bitte, bitte vermeiden Sie unsere ultimative Hitliste der sinnlosesten Worthülsen in Bewerbungsschreiben:
Platz 10: Ich arbeite ergebnisorientiert!
Keine gute Idee also, sich als „ergebnis-orientiert“ zu bezeichnen, ohne aufzuzeigen, welche Ergebnisse genau man damit meint. Reichen Ihnen 10% für ein positive Ergebnis? Und wenn ja, was war denn eigentlich die Aufgabe? Sehen Sie. Lassen Sie es also komplett weg, es hat keinen positiven Nachklang. Wenn diese Floskel in einer Stellenbeschreibung dennoch auftaucht – gerne genommen zum Beispiel bei Positionen im Verkauf – dann meint man damit meist eigentlich „umsatz-orientiert“, also nicht „quatschen“ sondern „Umsatz machen“. Nehmen Sie in so einem Fall ein Beispiel aus Ihrer Verkaufspraxis und beschreiben Sie in 2-3 Sätzen, wie Sie vorgegangen sind, um eine bestimmte Umsatzvorgabe oder ein Soll zu erfüllen.
Platz 9: Mein Mehrwert ist…
Platz 8: Ich bin flexibel!
Platz 7: Ich bin teamfähig!
Ein Pfund! Und gut, dass Sie das auch an sich erkannt haben. Nur was verbirgt sich hinter der Aussage „teamfähig“? Führen Sie ein Team, tauchen Sie ab in einem Team, nutzen Sie ein Team für Ihre Zwecke, sind Sie in einem Team immer der Gute-Laune-Bär? Sind Sie Mitläufer, Ja-Sager, Klima-Verbesserer, Klette, Schleimer, Kumpel oder Führer eines Teams? Und was ist, wenn sich die Verhältnisse mal ändern, und Sie sollen auch mal was alleine machen? Dann hat der Teamplayer aber ein Problem, so ohne Team. Ob das Ihrem neuen Arbeitgeber gefallen wird?
Sollte „teamfähig“ dennoch in einer Jobausschreibung erwähnt werden (und auch Stellenbeschreibungen sind oft nicht perfekt und „floskeln“ gerne), so hilft auch hier nachfragen: „Was ist Ihnen bei der Aussage teamfähig besondes wichtig?“ Wenn es dann heisst: „Wir haben jede Woche ein neues Projektteam, da muss man sich schnell zurecht finden“ oder: „Unsere Teams sind sehr gross, da muss man sich schnell Akzeptanz holen“ oder „Wir erwarten, das der neue Mitarbeiter auch in der Lage ist Konflikte im Team zu lösen“- dann können Sie dazu konkret Position beziehen.
Nehmen Sie dann aber immer einen Praxisfall, ein Beispiel wie Sie eine kritische Situation in einem Team durch Ihren Beitrag gelöst haben. Clevere Personaler fragen auch immer Verhalten ab und stellen keine hypothetischen Fragen. Das Gleiche gilt auch bei der Beschreibung der eigenen Person: eigenes Verhalten aufzeigen und beschreiben statt zu „floskeln“.
Platz 6: Ich agiere immer proaktiv!
Sie sollten also besser ein ganz bestimmtes Verhalten von Ihnen herausnehmen, also zum Beispiel „vorausschauendes Handeln“ und dieses duchaus auch einmal durch ein privates Erlebnis, bei dem diese Eigenschaft besonders hervor getreten ist, unterstreichen. Auch private Erlebnisse gehören zu Ihnen und machen Sie in einer Bewerbung sympathisch und menschlicher. Einen Jobroboter, der alles stereotyp kann und abarbeitet, will niemand einstellen, daher darf es bei einer Bewerbung ruhig auch mal „menscheln“.
Platz 5: Ich habe umfangreiche Erfahrungen!
Knöpfen Sie sich besser die Stellenbeschreibung vor, schauen Sie, welche Erfahrungen gefordert sind, und beziehen Sie NUR zu diesen Position. Machen Sie also aus Ihrer Bewerbung kein Suchquiz für den anderen, sondern erklären Sie in der Gegenüberstellung mit den Anforderungen, warum Sie genau deshalb die richtigen Erfahrungen haben.
Platz 4: Ich bin motiviert
Besser ist es, Sie reden nicht über Ihre Motivation, sondern Sie ZEIGEN sie. Indem Sie sich vorher informieren, anrufen, versuchen Kontakt mit der Fachabteilung oder Personalabteilung aufzunehmen usw. In USA gilt man als völlig desinteressiert und sofort aussortiert, wenn man sich nicht mindestens 3-mal meldet und nachfragt. Soweit müssen Sie nicht gehen, denn irgendwann nervt’s natürlich, aber Motivation können Sie eben besser zeigen als nur darüber zu reden.
Platz 3: Ich bin dynamisch!
Und wer sagt, dass dynamisch gut ist? Das Tückische an Worthülsen ist nämlich auch, das man sie auch negativ füllen kann: Dann ist dynamisch: unstet, ruhelos, ungestüm, kühn, stürmisch, riskant, hektisch uvm. Also hoffen Sie mal, dass der Leser Ihrer Bewerbung es gut mit Ihnen meint und Ihnen die positiven Attribute daraus unterstellt. Wenn er dann überhaupt nachvollziehen kann, warum Sie so einen Unsinn schreiben.
Platz 2: Ich bin belastbar
Besser ist es, konkrete Arbeitsproben über Ihre Belastbarkeit zu beschreiben, wenn es denn wichtig ist. Das kann ihr letztes Projekt sein, bei dem Sie beschreiben, dass sie unter starkem Zeitdruck in einem völlig neuen Thema eine Präsentation zusammentragen mussten und diese anschliessend mit grossem Erfolg und ausdrücklicher Anerkennung Ihres Vorgesetzten gehalten haben. Auch wenn Sie beiläufig bei Ihren Hobbys erwähnen, dass Sie Marathonläufer sind, kann das eine celvere Lancierung von Information über Sie sein, mit der Sie aufzeigen, das Sie körperlich als auch geistig „belastbar“ sind.
Platz 1: Ich bin innovativ!
Ich kann Ihnen nur raten: Bleiben Sie so! Aber verraten Sie es besser niemandem!
Statt also zu behaupten, dass Sie „innovativ“ sind gilt auch hier: Zeigen ist besser als behaupten. Nehmen Sie immer ein konkretes Beispiel, das zum Thema passt und stellen Sie ihre „Innovationskraft“ damit nach Vorne.
Dann klappts auch mit dem Traumjob!