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Eva Heppel im Interview: „Leerlauf bei Gehältern im Einkauf“

Artikel von „Markt & Mittelstand“ vom 13.06.2016:
Die Gehälter im Einkauf treten auf der Stelle. Einkäufer und Einkaufsleiter verdienen im Durchschnitt sogar weniger als 2015. Warum das so ist. Die Gehälter im Überblick.

In diesem Jahr bewegen sich die Gehälter im Einkauf zwischen Stagnation und Rückgang. Die größten Einbußen müssen Einkaufsleiter hinnehmen. Sie kommen 2016 im Durchschnitt auf ein Gehalt von 80.010 Euro (2015: 90.923 Euro). Im Vergleich dazu betrug das durchschnittliche Gehalt eines Einkäufers 2016 rund 57.744 Euro (2015: 60.433) Das sind die Ergebnisse des „Gehaltsreport 2016“ von Kloepfel Consulting. „Unterm Strich lässt sich feststellen, dass Einkäufer und Einkaufsleiter von 2015 auf 2016 keine signifikanten Gehaltssteigerungen bekommen haben“, sagt Geschäftsführer Marc Kloepfel.

Die Einkaufsberatung hat rund 2.000 Einkäufer und Einkaufsleiter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Kooperation mit „Wer liefert was“ befragt. Allerdings haben an der aktuellen Befragung auch vergleichsweise mehr Einkäufer aus Unternehmen mit Umsatzklassen unter 100 Millionen Euro Jahresumsatz teilgenommen. Größere Firmen zahlen in der Regel höhere Gehälter. Dennoch bestätigen andere Experten ebenso, dass die Gehälter im Einkauf aktuell stagnieren. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren ist dies eine neue Entwicklung. „In der jüngsten Zeit hat sich nicht viel geändert“, bestätigt Eva Heppel, Partnerin bei Pape Consulting.

Gehälter im Einkauf: volatile Situation senkt Wechselwillen

Die Stagnation ist auch Ausdruck einer weltweiten konjunkturellen Abkühlung, insbesondere in Krisenregionen wie Russland oder Brasilien. „Wir stellen schon fest, dass die Märkte und die wirtschaftliche Entwicklung sehr volatil sind“, sagt Hanno Hildebrandt. „Selbst geplante Projekte werden zurückgezogen.“ Bei seinen Lieferanten hat der Einkaufsleiter der Aerzener Maschinenfabrik beobachtet, wie Mitarbeiter auf der Vertriebsseite den Arbeitgeber gewechselt haben und nach kurzer Zeit wieder auf dem Arbeitsmarkt verfügbar waren. „Wir bekommen bei unseren Lieferanten mit, wie angespannt die Situation in einigen Unternehmen und Märkten ist“, fügt er hinzu. Das führe dazu, dass sich auch Einkäufer gut überlegen würden, ob sie ihren Arbeitgeber wechseln wollen, wenn sie ein Angebot erhalten.

Anders ging der technische Einkäufer in einem Sondermaschinenbauunternehmen vor. „Im Grunde war ich zufrieden mit der Bezahlung bei meinem vorherigen Arbeitgeber. Doch es gab sehr hohe Anforderungen, die bei Erfolg weder gelobt noch honoriert wurden.“ Um sich verstärkt betriebswirtschaftliches Wissen anzueignen, entschloss er sich für ein berufsbegleitendes Studium in der Hoffnung auf ein positives Feedback seitens seines Arbeitgebers. Dieser kommentierte den Wunsch jedoch mit: „Das ist doch Ihr Job, sich weiterzubilden.“

Nach dem Studium bewarb er sich bei einem anderen Unternehmen. Der Wechsel zahlte sich in einem 30 Prozent höheren Gehalt aus. In der Regel bringt ein Wechsel eine Gehaltssteigerung in Höhe von 10 bis 15 Prozent mit sich, hat Eva Heppel beobachtet. Auf offene Stellen im Einkauf mit der Anforderung eines technischen Hintergrunds oder Studiums gibt es nur wenige Bewerber. Anders sei die Situation für die Position des Einkaufsleiters. „Stellen für Führungskräfte sind sehr einfach zu besetzen. Sämtliche Kandidaten wollen den nächsten Schritt machen“, sagt sie.

Große Unterschiede zwischen Frauen und Männern

Im Durchschnitt sind acht von zehn Einkäufern männlich. Zwischen Einkäuferinnen und Einkäufern klafft eine große Gehaltsschere, das hat sich auch im „Gehaltsreport 2016“ wieder gezeigt. Mit 59.420 Euro Jahresgehalt verdienen Einkäufer 2016 fast 10.000 Euro mehr als Einkäuferinnen (50.160 Euro). Bei Einkaufsleitern ist die Differenz noch größer (80.960 Euro im Vergleich zu 65.710 Euro). Dies könnte am mangelnden Verhandlungsgeschick liegen: „Frauen sind definitiv weniger fordernd, sie tun es einfach nicht“, hat Heppel beobachtet. Die Branchen, die vergleichsweise mehr Einkäuferinnen anziehen, sind jedoch auch weniger großzügig im Gehalt, wie beispielsweise Mode oder Facility Management im Vergleich zur produzierenden Industrie, in der es fast nur männliche Einkäufer und Einkaufsleiter gibt.

Osteuropäer verdienen weniger

Eine andere Entwicklung drückt ebenfalls auf die Gehaltsdynamik. Viele Kandidaten drängen mittlerweile aus Osteuropa auf den deutschen Arbeitsmarkt. „Diese steigen oftmals mit sehr viel niedrigeren Gehältern bei den deutschen Unternehmen ein“, sagt Heppel. Der Unterschied zu deutschen Einstiegsgehältern beträgt nach ihrer Einschätzung rund 20 Prozent. Dabei seien die Deutschkenntnisse der Osteuropäer in der Regel gut und die Bereitschaft, für ein deutsches Unternehmen zu arbeiten, sehr hoch.

Quelle: marktundmittelstand.de

Geschrieben: 2. Juli 2016