Wieviel Dialekt verträgt ein Vorstellungsgespräch und wie ist es später im Job?
Statt: „Wie bitte, was haben Sie gerade gesagt?“ reicht ja auch ein fetziges „Wos Is?“!
Oder?
Viele sind stolz auf ihren Dialekt. „MiaSanMia!“ Und andere können gar nicht anders als „äuf da reschdn Seide zu forn“. Wie aber wirkt sich das in einem Vorstellungsgespräch und später im Job aus? Ist Dialekt sprechen ein Gesprächs- und Karrierekiller oder ein sympathisch knuffiger Sprachfehler? Ist es besser Vorstellungsgespräch Dialekt zu sprechen, oder den Dialekt im Vorstellungsgespräch zu vermeiden?
Die Antwort lautet wie so oft: Kommt drauf an. Schauen wir uns zunächst die Umfragen an.„Statista“ und auch Emnid haben ermittelt, welche Dialekte eher positiv und welche eher negativ wahrgenommen werden. Da ist Bayerisch mit 26 % an vorderster Stelle, danach folgen Österreichisch, Norddeutsch und Kölsch. Abgeschlagen sind Fränkisch, Hessisch, Pfälzerisch und das Schlusslicht Sächsisch.
Die „Dialektologen“ haben aber auch rausgefunden, dass es Grenzen gibt: Schöner Dialekt – hässlicher Dialekt. Zuviel Mundart nervt, egal welchen Ursprungs.
Es existieren vor allem viele Vorurteile im Hinblick auf die Aussprache eines Menschen. Ein zu starker Dialekt gilt nicht selten als ein untrügliches Zeichen für eine niedere soziale Herkunft und dies kann auch Nachteile im Bewerbugnsgespräch bringen. Wer zu stark „platt snackt“ oder berlinert, der wird von manchen Gesprächspartnern nicht recht ernst genommen und ist wohl aus seinem Ländle nicht rausgekommen. Man geht davon aus, der Gegenüber habe es versäumt, „anständig“ unsere Sprache zu lernen und war an den Hochdeutsch-Tagen in der Schule länger krank.
Zu viel Sächseln genießt wenig Prestige, zu hartes Niederbayerisch schafft Nähe zum Hinterwäldler (nett samma – aber deppert) und wer „koi schlechds Gwissa“ hat beim sprechen, der wird mit seinen putzigen Sprachfehlern eher als Outlander belächelt. Wenn man starke Mundart spricht, dann ist bei vielen das Vorurteil schnell gefällt und man gilt als ungebildet und ein wenig unterbelichtet.
In manchen Bereichen funktioniert Dialekt aber sehr gut: In der Werbung, wenn man einen regionalen Bezug erzeugen möchte, wie das Bier im „Paulaner Biergarten“ oder bei Lieferando, wenn man mit: „Wat kütt? Dat kütt!“ in Köln Werbung macht. Auch auf der Bühne zeigt Mario Barth, dass man mit Berliner Schnauze Comedy machen kann.
Einen Bastian Schweinsteiger hat in seinen jungen Jahren beim FC Bayern in Interviews niemand auch nur ansatzweise verstanden, dennoch kam er damit bei den Fans als Identifikationsfigur bestens an.
Hilft uns das jetzt weiter? Wie ist es, wenn wir uns mit unserem „Sprachfehler“ in einem Bewerbungsgespräch behaupten und profilieren wollen und später im Job dann „auch so seltsam“ in Dialekt reden?
Wichtig ist, dass wir wissen, worauf es im jeweiligen Umfeld ankommt. Man muss sich darüber im Klaren sein, was und wie man spricht, wie man „rüberkommt“ und man muss in der Lage sein, seine Aussprache beherrschbar und kontrollierbar zu machen.
Anpassungsfähigkeit ist das Zauberwort. Ist der Gegenüber ein Landsmann, dann kann man durchaus Flagge zeigen, dass man Gemeinsamkeiten hat und die gleiche Sprache spricht – das schafft Sympathie. Es ist die hohe Schule des Verkaufens, wenn man seinen Gegenüber spiegeln kann und man so redet wie er/sie.
Sitzen aber im Raum noch andere, die sich nicht gespiegelt fühlen, sondern nur „Banane“ verstehen und sich ratlos ansehen, dann ist es vorbei mit der guten Laune und die Stimmung sinkt auf den Gefrierpunkt.
Kommunikation ist nicht das, was man sagt, sondern was beim Gegenüber ankommt.
Man möchte doch verstanden werden und man will in so einem wichtigen Moment keine Vorurteile schüren und von sich selbst und seinen Fähigkeiten ablenken. Gerade im Bewerbungsgespräch sollte deshalb auf den sorgsamen Umgang mit Dialekt geachtet werden – man will ja eben keine falschen Vorurteile schüren. Wenn man so spricht, dass man der Einzige im Raum ist, der versteht, was man sagt – dann ist es für die Kommunikation, das Klima und den Eindruck, den man hinterlässt – eine Vollkatastrophe.
Es ist also dringend zu empfehlen, wenn man über eine starke Mundart verfügt, seine Aussprache – ausser im Alltag – immer zu kontrollieren, sich zu zügeln, sich verständlich auszudrücken und auch seinen Gegenüber zu beobachten, ob sich irgendwelche Fragezeichen auf der Stirn bilden. Spätestens dann muss man in der Lage sein, auf Hochdeutsch umzuschalten. Dann klappts auch mit dem Traumjob!
Wir haben doch eine so schöne Sprache. Servus und Baba. Pfiats Eich!
Happy Jobhunting! Ihr Christian Pape