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Bullshit Bingo bei Jobanzeigen – Christian Pape über die völlige Ahnungslosigkeit bei Stellenbeschreibungen

Sie lesen diesen Datenmüll jeden Tag, …

… wenn Sie die Stellenanzeigen in Monster, Stepstone, XING oder direkt auf den Karriereseiten der Unternehmen ein wenig verfolgen:
Das lustige Bullshit Bingo: Wir suchen Projektleiter, Bid Manager, Senior Principals, Junior Account Executives. Seltsam verklausulierte Jobbeschreibungen, die niemand verstehen kann, weil sie in den Hinterzimmern des US amerikanischen Headquarters, in indischen Personalabteilungen oder sonst irgendwo zwischen Sandwichmanager, HR, Praktikant und Werkstudent entstanden sind.

Man ist sich nur leider überhaupt nicht bewusst, dass solche Jobtitel und Beschreibungen nur für das Phrasenschwein geeignet sind und viele Bewerber abschrecken, die eigentlich perfekt geeignet wären, aber durch den Anzeigentext beliebig verwirrt werden und auf weitere Aktivitäten dankend verzichten. Daher sollten Firmen dringend bei der Formulierung ihrer Anzeigen umdenken oder dies Profis überlassen.

Ein Blick in die Stellenanzeigen genügt – und Sie haben nicht den Hauch einer Ahnung, was da verlangt wird: Neben den kernigen Jobtiteln ohne Sinn gibt es auch in den Beschreibungen Plattitüden am Fliessband wie aus der Abendkasse, die alle nichtssagender nicht sein könnten: „Teamfähigkeit“ und „Flexibilität“? Achja? „Ehrgeiz“, „Ergebnisorientierung“, „Kompetenz“, „Durchsetzungsstärke“. Yo Man! Nun wissen wir doch ganz genau, was im Job von uns verlangt wird, wie das Unternehmen tickt und welche Aufgaben zu bewältigen sind. Oder?

Diese nebulösen Beschreibungen führen dazu, dass man dann auch Bewerbungen erhält, die genauso schwammig sind, weil man sich darauf bezieht und dann voller Inbrunst zurück schreibt: „Ja, ich bin es, ich bin teamfähig, kompetent, ergebnisorientiert und durchsetzungsfähig. Super, oder? Und nu? Die Frage ist, was das Unternehmen an Erkenntnissen damit gewonnen hat.

Ein triftiger Grund, warum der geneigte Stellentexter so vorsichtig agiert, ist, neben der allgemeinen Inkompetenz, auch das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Es trichtert den Recruiting-Experten großen Respekt ein, verklagt zu werden, wenn man zu spezifisch ist, sodass sie gar nicht mehr sagen, wen oder was sie genau suchen, und wenn ja, wer bin ich und wie viele.
Je genauer sie formulieren, was sie suchen, umso mehr laufen sie Gefahr, Minderheiten auszugrenzen – und schon hat man den Salat und den Anwalt an der Jobbacke. Viele Jobprofile werden daher auf dem Weg von der Fachabteilung zur Personalabteilung nochmal so richtig durch den AGG Wolf gedreht und bis zur völligen Unkenntlichkeit – mit maximaler Ahnungslosigkeit – verwässert.

Das Ergebnis ist dann ein Feuerwerk an nichtssagenden, aber schick klingenden Edel-Schlagwörtern, mit dem sich besser Bullshit Bingo spielen lässt, als die besten Kandidaten für eine ausgeschriebene Stelle selektieren und finden zu können.

Das führt für den Stellensucher zu größten Problemen. Denn es ist völlig egal, was er in die Jobsuchmaschine eingibt, er erhält immer wieder die gleichen, nichtssagenden Floskeln. Ein authentisches Matching mit seinen Skills, Erfahrungen und Kenntnissen ist nicht möglich. Daher funktionieren auch die ganzen tollen neuen Ideen mit „Matching-Software“, die für beide Seiten die Suche erleichtern soll, nicht und werden auch niemals funktionieren.
„Matching-Software“ - Pape Consulting Group AG
Warum? Weil am einen Ende niemand genau beschreiben kann, was genau gesucht wird und was nicht (denn beide Elemente müssen in eine Matching-Software auftauchen, damit sie wie bei einer Partnersuche funktionieren kann) und am anderen Ende der Jobsucher selbst nicht weiss, was er genau kann, was er können sollte und was nicht. Und wenn beide Seiten sich nur toll finden wird so wirklich nichts sinnvolles dabei herauskommen.

Mein Tipp und Wunsch für die suchenden Unternehmen ist daher: Bitte geben Sie sich mehr Mühe beim Texten, authentischer und einzigartiger werden bei den Stellenbeschreibungen und deren Inhalten. Der Output kann nur so gut sein wie der Input, den man gibt. Und schrauben sie das Profil nicht zu hoch und lassen sie auch mal den Profi ran und hören sie auf seinen Rat.
Genau die Person, die exakt das macht, was verlangt wird, hat wenig Grund zu wechseln – das muss man immer berücksichtigen, wenn man Suchprofile erstellt, um die Besten für sich zu gewinnen.

Und mein Tipp für Bewerber lautet, und der ist wenig charmant für die Jobbörsen dieser Welt:

„Lassen Sie es ganz mit dem Lesen von Stellenanzeigen und Bewerben über diesen Weg, wenn Sie nicht genau wissen, was Sie tun!“

Sie holen sich nur Frust. Nutzen Sie lieber andere Kanäle zur Jobsuche, es gibt genug Alternativen, die Ihnen am Ende eine bessere Urteilsfähigkeit erlauben, ob der Job und viel wichtiger: das Unternehmen, das richtige für Sie ist.

Am Ende geht es um Menschen, nicht um Funktionsbeschreibungen, Skills oder Profile. Das wird auf beiden Seiten gerne vergessen. Und auch wenn es platt klingen mag: Am Ende kriegt nie der den Job, der am dichtesten an einem Idealprofil liegt, sondern der, der im Gespräch den besten „Beziehungs-Job“ gemacht hat. Da müssen Sie natürlich erst einmal hinkommen, richtig. Nutzen Sie dazu aber andere Kanäle, als die, bei denen weder die Firmen sich richtig ausdrücken noch Sie die höchste Aufmerksamkeit erzielen können, dass Sie der/die Richtige für diesen Job sind.

Geschrieben: 31. Mai 2015