Der Bundesverband deutscher Unternehmensberater (BDU) schätzt, dass im vergangenen Jahr in Deutschland rund 72.000 offene Positionen besetzt wurden, von denen die „Öffentlichkeit“ kaum etwas mitbekommt. Headhunter ermöglichen somit einen diskreten Einstieg – wenn man Fehler vermeidet.
Wie kommt man in den Fokus der wichtigen Personalberater und was kann man falsch machen, um sich so richtig aus dem Kreis der Gesalbten rauszuschießen? Auf was achten Headhunter besonders? Wie gelingt es, sich selbst in den Fokus zu rücken? Welche Fehler muss man tunlichst vermeiden?
Hier unsere Tipps und Hinweise, wie man es NICHT machen soll:
Geht gar nicht 1: Peinliche Kontaktaufnahme
„Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck!“ Dieser Spruch ist zwar platt, aber er stimmt und gilt auch für die Kontaktaufnahme zu einem Headhunter. Die meisten denken, eine Initiativbewerbung an eine namhafte Berateradresse ist der Königsweg, um auf sich aufmerksam zu machen. Der Berater wartet sicher nur darauf, also beglückt man ihn mit seinen unwiderstehlichen Unterlagen und schon rappelt es Jobangebote und man kommt in die geheime Schatulle für besonders wertvolle Kontakte.
So weit so unsinnig, vor allem wenn diese Unterlagen – wie leider in den allermeisten Fällen – inhaltlich wenig zu bieten haben. Sie bestehen meist nur aus hohlen, nichtssagenden Phrasen und überschäumendem Selbstlob. Man haut so richtig einen raus, was man für ein toller Hecht ist, wie man Milliardenbeträge bewegt und ein Heer von Mitarbeitern bis zur Erschöpfung euphorisiert hat.
Schale Standardfloskeln aus drittklassigen Bewerbungshandbüchern und eintönige Formulierungstipps dekorieren den Egotrip. All das führt dazu, dass man sich, entgegen der Intention, damit direkt und unwiderruflich auf den Bewerbermond schießt. Der Berater wartet sicher nicht auf solche Bewerbungen, die wöchentlich mehrmals bei ihm reinbomben – und am Ende nur Arbeit für beide Seiten machen.
Besser wäre es, subtil auf sich aufmerksam zu machen und den Headhunter das tun zu lassen, was er am besten kann und will, nämlich: Jagen. Und dazu ist weniger mehr, Appetit anregen ist besser als die komplette Speisenkarte von sich zu servieren. Wie man das macht, habe ich unter anderem in meinem letzten Buch: Vom Jobtrauma zum Traumjob vertieft.
Geht gar nicht 2: Die Massenwurfsendung
Ein Fehler den Headhunter auf den ersten Blick erkennen. Man sieht es, wenn eine Bewerbung copy & paste ist! Noch schlimmer, wenn sie nur unleserlich gescannt wurde oder insgesamt auch schon rein optisch miserablste Qualität aufweist und keinerlei Bezug zu irgendwas hat.
Einfach mal auf Verdacht raushauen den Lebenslauf, „Spray and Pray“ ist nicht der richtige Weg, um für Top-Positionen auf sich aufmerksam zu machen. Sie beleidigt den Leser eher in Form und Inhalt und zeigt, wie wenig Mühe man sich gemacht hat, auf Anforderungen angemessen, formvollendet und professionell zu reagieren. Für einen angehenden Top Manager sicher keine gute Visitenkarte und insgesamt schade um den, wenn auch überschaubaren, Aufwand. Das Image ist gleichzeitig damit auch für die Zukunft ruiniert.
Ergebnis: Vertikale Ablage.
Geht gar nicht 3: Ein Lebenslauf der Worthülsen!
Dieser Fehler erweckt bei Headhunter schaudern: Dinge, die man über sich unterstreichen will, verlieren ihren Wert, besonders wenn sie nichtssagend sind.
„Ich bin ein dynamischer Manager!“ liest man gerne in Anschreiben. „Ich arbeite ergebnisorientiert!“, „Ich bin ein Teamplayer.“ „Ich bin belastbar“ … und und und. Mehr zur Hitliste der sinnlosesten Plattitüden hier.
Ein Lebenslauf, der nur aus Worthülsen und hohlen Phrasen besteht und Eigenschaften aufzählt, die wahllos verwendet werden können und völlig austauschbar und sinnfrei sind, sagen rein gar nichts über die Person aus. Jeder kann alles über sich behaupten, wie soll man daraus ein diffenziertes Bild bekommen? Für einen Personalberater sind solche Avancen reine Zeitverschwendung. Also: Nicht angeben und keine Phrasen dreschen, neudeutsch heisst das „overselling“.
Geht gar nicht 4: Mottos und Schlagworte!
Oft findet man in Anschreiben bedeutungsschwangere Zitate wie:
„In Krisenzeiten gilt es, ein Unternehmen mit Geschick und einer klaren Zielvorstellung zu steuern und konsequent und funktionsübergreifend zu handeln.“
Das ist sicher richtig, das unterschreibt auch jeder im 1. Semester BWL, aber was soll das als einleitender Satz in einer Bewerbung? Will man den blöden Leser belehren, wie die Welt funktioniert? Wer hat hier eine Krise? Oder ist es der Fehler des Headhunter, dass er diese Art der Ausdrücke nicht täglich lesen will?
„Du kannst den Wind nicht ändern, aber Du kannst die Segel anders setzen!“ Und dazu ein großflächiges DIN-A 4-Foto, der Kandidat lässig an der Mauer lehnend. „Hier bin ich, der tough cookie, ich setze die Segel anders!“
Was will der Lässig-an-der-Mauer-Lehner damit sagen? Dass er das Zitat im Internet gefunden hat und somit schon ganz alleine googeln kann? Dass es sein Lebensmotto ist und er nicht ohne sein Motto auf die Straße geht? Ein Motto sagt faktisch rein gar nichts über den Menschen aus, im Gegenteil, es lässt viel Raum zu negativen Interpretationen. Sich auf Mottos zu beziehen ist hochgefährlich, denn eventuell hat der Headhunter ein ganz anderes. Oder gar keins.
Oder er hasst Mottos, so wie ich. Ich meine, ich habe schon auch Sprüche, die ich gerne höre oder zitiere, aber in einen Lebenslauf, nein, da gehören Sie nicht rein.
Man erweckt den Eindruck, man ist ein Abziehbild dieses Mottos, ein Nachäffer, der zur Selbstaufwertung einen Spruch braucht, um etwas Schlaues zu sagen. Und wenn das Motto nicht passt, weil die Situation es nicht zulässt? Dann hat der Mottomensch ein Problem!
Geht gar nicht 5: Ich hab’s so drauf!
Auch die Definition der eigenen Qualitäten im Lebenslauf ist hochproblematisch. Ich lese oft: „Mein Managementstil ist konsensorientiert!“
Ganz stolz ist er, der Konsens-Manager. Aber was ist, wenn Konsens mal nicht gefragt ist? Dann wird’s schwierig. Also, Vorsicht mit platten Aussagen zu Fähigkeiten, zu Eigenschaften und Auffassungen. Ein guter Manager hat nämlich nicht nur einen Stil, sondern eine Vielzahl von Facetten, Erfahrungen und Lösungsvarianten in seinem „Portfolio“. Er kann im richtigen Moment immer flexibel reagieren, denn gerade für einen Manager ist ein situationsbezogenes Denken und Handeln immer wesentlich.
Geht gar nicht 6: Digitale Patzer
Bewirbt sich ein Vorstand bei einem Headhunter mit der E-Mail Adresse wurliwurm@aol.com, bert-das-brot@happy-family.de oder schnucki@telekom.de – hat er ganz sicher den Schenkelklopfer des Tages erzeugt, mehr aber auch nicht. Auch Briefbomben mit 15 MB Speichergröße, schön aufgeteilt in 10 einzelne Dateien zum lustigen puzzeln für den Empfänger, bei dem bis zum Excel Halbtageskurs alles dabei ist – ist ein digitaler K.O. in der ersten Runde.
Auch muss man aufpassen, was man auf diversen Plattformen zum Besten gibt – das lustige Ballermann Foto mit Eimersaufen auf Facebook ist auch weniger hilfreich, wenn man sich gleichzeitig um eine CEO Position bewirbt. Der Berater wird es gnadenlos „ergooglen“ und den Eimer sehr persönlich nehmen. Aufpassen sollten Sie auch bei WhatsApp Fotos, das ist das Erste, was ich mir ansehe, wenn eine Mobilnummer angegeben ist.
Schriftliche Lebenslaufmappen im hübschen und teuren Geschmeide zu versenden ist auch nicht wirklich fresh, denn es sagt nur aus, dass man in der Zeitachse irgendwo auf halbem Weg stehen geblieben ist.
Geht gar nicht 7: Weglassen von wichtigen Informationen
Aussehen und Alter raten lassen ist kontraproduktiv. Man lässt das Foto gerne mal weg, weil man gerade kein schönes zur Hand hat oder denkt, dass es formal doch nicht mehr notwendig ist. Das ist zwar nicht falsch, aber trotzdem nicht empfehlenswert, denn der Leser unterstellt unbewusst, dass der Ersteller etwas zu verbergen hat oder sich selbst nicht mag. Man ist unbewusst misstrauisch und in der Fantasie wird ein Phantombild gemalt – was nicht immer eine gute Nachricht ist, wenn man gerade schlecht geträumt hat. Ein schönes Fotos schafft hier Abhilfe und einen ersten positiven Eindruck, weil man weiss, mit wem man es zu tun hat – auch wenn die Formalisten sagen, dass es nicht sein muss. Dann hat man zwar Recht, den Job bekommt man aber nicht.
Geben Sie sich also bitte Mühe bei dem Foto, es gehört zum ersten Eindruck. Lassen Sie sich das Porträt von einem Profi machen, das Geld ist gut angelegt, gehen Sie nicht zum Fotoautomaten! Schauen Sie freundlich und offen, Ihre Kleidung und das close up sollte der Position angepasst sein. Und keine Angst vor Bauch oder Pickeln: Ein guter Fotograf beherrscht auch das „photoshoppen“, um Sie in jedem Fall in bestem Licht darzustellen.
Auch das Alter wegzulassen ist nicht klug, denn es kommt sowieso zur Sprache und zeigt nur, dass man einen Komplex hat und sich wohl schämt, es zu „verraten“. Man muss sich aber vor seinem Alter nicht grämen und sollte es daher auch selbstbewusst erwähnen. Stehen Sie zu Ihrem Alter, viele Firmen stellen ganz bewusst reifere Kandidaten mit Vorliebe ein.
Auch gesellschaftliches Engagement sollte man mitteilen – ob als Trainer eines Handballvereins, als Marathonläufer, als Mitglied im Kirchengemeinderat oder als Kassenwart beim lokalen Fußballverein. Das sagt mehr aus als man vermuten mag, denn es macht eine Person erst „anfassbar“, offenbart wichtige „soft skills“ und macht Sie „menschlicher“. Vorsicht nur bei Extremsportarten, falls Sie zum Beispiel „Ultimate Fighter“ sind – dann sollte man diese Leidenschaft eher weglassen – und das nicht nur im Lebenslauf.
Was also ist wichtig?
- Ein guter erster Eindruck
- Eine gute Reputation, wichtig ist, was andere über einen sagen
- Ein schlüssiger Lebenslauf, abgestimmt auf die Anforderung mit konkreten, nachvollziehbaren Ergebnissen, die zum Thema passen
- Bloß nicht angeben, kein overselling
- Nichts auslassen, wie Foto oder Alter
- Eine individuelle Bewerbung, die zeigt, dass man sich mit den Anforderungen auseinander gesetzt hat
- KISS: Keep it short and simple. Weniger ist immer mehr. Lassen Sie Platz für Neugierde und „Jagen“
- Beschreiben und zeigen Sie sich als Mensch und nicht als Managermaschine
- Ein professioneller Umgang mit digitalen Medien, sowohl in der Darstellung als auch in Form, Inhalt und der Kommunikationskanäle
Christian Pape